Der Geilebach, umgangssprachlich die Geile und früher auch Geilhäuser Wasser genannt, entspringt an den Hängen von Hühnerberg (496 m) und Wurmberg (485 m) in zu Kassel-Harleshausen gehörendem Waldgebiet. Der Bach ist 8,5 km lang und mündet in die Ahne.
Sein Quellgebiet befindet sich in einer Senke rund um die zwei hinter einem Bretterzaun verborgenen, zwischen 1910 und 1917 vom ehemaligen Harleshäuser Bürgermeister Wilhelm Führer für die Karpfenzucht angelegten Teichen auf 340 Meter Höhe, nordnordöstlich unterhalb des Blauen Sees (362 m) und südlich des Erlenlochsees (342 m). Beides sind nach beendetem Basaltabbau entstandene Tagebaurestseen. Die am unteren Teich gelegene Brücke über die Alte Wolfhager Straße, unter welcher der hier entspringende Geilebach hindurch fließt, befindet sich auf 339 m Höhe.
Fritz Schade schrieb 1968 im Ossenheft Nr. 22: „Nach älteren Karten liegt das Quellgebiet sogar näher zum Hühnerberg als Grundwasserableiter des dortigen Braunkohlenbergbaues, dessen Erschließung gerade wegen des starken Wasserandranges zu keinem Ergebnis führte und nach kurzer Zeit zum Erliegen kam.“
Im Oberlauf fließt der Bach ausschließlich in östliche Richtungen durch den Habichtswald. Dabei kreuzt er zwei mal den Blindenpfad, wo kleine Holzbrücken über ihn hinwegführen.
Nach Unterquerung der Rasenallee (293 m) fließt er nördlich der westlichen Wohngebiete des Stadtteils Harleshausen zwischen den Straßen Am Hilgenberg und Am Geilebach durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Die etwas nördlich des Bachs gelegenen Flächen werden als Geilhäuser Feld bezeichnet. Dort lag einst die Siedlung Geilhausen. Nach dem Verlassen des Waldes bei der Rasenallee verläuft er südlich des Ostausläufers vom Naturpark Habichtswald, der sich von der Rasenallee über die bachferne Firnskuppe, das Fuchsküppel und das Flurstück Daspel, beide in Bachnähe gelegen, bis hin zum bachfernen Lambert zieht.
Der Bach unterquert die Wolfhager Straße auf 230 Meter Höhe, passiert im Süden das Schwimmbad in der Kanalisation und fließt danach durch das bebaute Harleshausen. Dort mündet unter anderem auch der Kubergraben ein, wonach der Bach die Obervellmarer Straße (circa 209 m) unterquert. Hier verlässt er endgültig den Naturpark Habichtswald. Nach Passieren des Harleshäuser Friedhofs bildet der Bach im Feldlager und bis zum Ausbesserungswerk der Deutschen Bahn die Grenze der Kasseler Stadtteile Harleshausen und Jungfernkopf und mäandert auf etwa 650 m unterhalb des Rothenbergs durch eine naturbelassene und im unteren Teil von einem kleinen Wald gesäumte Niederung zwischen den beiden Stadtteilen.
Quellen: D´r Osse und Wikipedia
Botanische Exkursion entlang des Geilebachs
Der angesehene Natur- und Heimatforscher Heinz Wiedemann schrieb 1985 im Ossenheft Nr. 86:
Durch das Wasser des Geilebachs wird — besonders deutlich auf der Strecke zwischen dem Quellgebiet an der alten Wolfhager Straße und der B 251 — ein Lebensraum (= Biotop) geschaffen, der sich deutlich von seiner weiteren Umgebung abhebt. Durch den hohen Feuchtigkeitsgehalt bedingt, werden im bzw. am Lauf des Baches ganz bestimmte Pflanzen oder besser Pflanzengesellschaften gefördert, wir wollen sie vereinfacht mit Erlen-Auenwald bezeichnen.
Die beherrschende Baumart im Bereich des Geilebachs ist die Schwarz- oder Rot-Erle. Sie gehört zur Familie der Birkengewächse und kann bei einer Höhe von etwa 20 Meter ein Alter von 120 Jahren erreichen. Von allen einheimischen Bäumen verträgt sie höchste Bodenfeuchtigkeit, sie verleiht den Ufern der Bäche und Flüsse die notwendige Festigkeit. Im Verlauf des Geilebachs finden wir Schwarz-Erlen schon im oberen Abschnitt, am weitesten ausgebildet ist die Erlen-Auenlandschaft dann innerhalb des Blindenpfades.
Der Name Schwarz-Erle bezieht sich auf die dunkle Rinde, die Bezeichnung Rot-Erle auf die rot anlaufenden Schnittstellen des Stammholzes. Möglicherweise meint Schiller diesen Baum, wenn er in Wilhelm Tell den Sohn Walter sagen läßt: „Vater ist’s wahr, daß auf dem Berge dort die Bäume bluten, wenn man einen Streich drauf führet mit der Axt? … der Meister Hirt erzählt’s die Bäume seien gebannt, sagt er, und wer sie schädige, dem wachse seine Hand heraus zum Grabe.“
Es gibt weltweit etwa dreißig verschiedene Erlenarten, in Mitteleuropa allerdings nur noch die Grau- und Grün-Erle. Der Baum ist einhäusig, d. h. männliche und weibliche Blüten wachsen getrennt, aber auf einem Baum. Die Erle lebt in einer Lebensgemeinschaft (= Symbiose) mit einem Strahlenpilz (Strahlenpilze gehören trotz ihres Namens nicht zu den Pilzen, sondern zu den Bakterien). Diese Bakterie kann aus der Luft den freien Stickstoff entnehmen und ihn so dem Baum zur Verfügung stellen. Sie lebt in den Wurzeln der Erle und bezieht als ‚Gegenleistung Kohlenhydrate.
Unterhalb der Rasenallee-Überführung spielen neben der Schwarz-Erle auch Weiden eine Rolle. Weiden gehören zusammen mit den Pappeln zur Familie der Weidengewächse. Beide sind Kätzchenträger, die Pappeln werden durch den Wind bestäubt, während bei den Weiden Insekten den Blütenstaub übertragen — Pappeln und Weiden sind zweihäusig (d. h. jeder Baum hat entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten). Die Weiden sind schwer zu unterscheiden, es gibt zahlreiche Bastarde. Gut erkennbar am Geilebach sind Silber- und Bruch-Weide.
Auf dem höher gelegenen Ufer des Baches direkt unterhalb der Rasenallee ändert sich die ökologische Situation. Mit nachlassender Feuchtigkeit kommen eine Reihe anderer Gehölze zur Entwicklung. Hier sind zu nennen: die Stiel- und Trauben-Eiche, die Gemeine Esche, der Berg-, Spitz- und Feld-Ahorn, die Zitter-Pappel, die Vogel- und Trauben-Kirsche, die Sommer-Linde, die Eberesche, die Hainbuche und die Rotbuche.
Am Rande dieses Auenwaldes ist eine sogenannte Mantelgesellschaft mit verschiedenen Sträuchern ausgebildet. Hierher zählen Hasel, Weißdorn, Schwarzdorn, Schwarzer Holunder, Rote Heckenkirsche, Himbeere, Brombeere, Schneebeere und Wilder Schneeball. Die klimmenden und kletternden Pflanzen an den Bäumen und Sträuchern werden zu einer Schleiergesellschaft zusammengefaßt. Dazu gehören Klebkraut, Hopfen und Deutsches Geißblatt. Im Frühling sind größere Flächen mit Buschwindröschen und Scharbockskraut bedeckt, beides Pflanzen, die durch Wurzelstock bzw. Knolle so gut mit Nährstoffen versorgt sind, daß sie schon recht zeitig im Jahr ihre Entwicklung vollenden können. Aus der Familie der Lippenblütler seien der blau blühende Gundermann, die gelbe Goldnessel, die rote Gefleckte Taubnessel und die Weiße Taubnessel genannt. Zu dieser Familie, die mit 3200 Arten über die Erde verbreitet ist, gehören viele Heil-, Duft-, Gewürz- und Küchenpflanzen. Man kann diese Arten gut an dem vierkantigen Stengel, den kreuzgegenständigen Blättern und der Blüte mit deutlicher Ober- und Unterlippe erkennen.
Zur Familie der Nelkengewächse zählen die Hain-Sternmiere und die Echte Sternmiere, sie sind charakteristische Arten, die gehäuft in Erlenwäldern vorkommen. Auch das Kleinblütige Springkraut hat hier seinen Platz gefunden. Diese Pflanze ist 1837 erstmalig in Mitteleuropa aufgetreten und hat sich seitdem weithin in unsere Wälder ausgebreitet. Ihre eigentliche Heimat ist Mittelasien. Der Name Springkraut bezieht sich auf die Frucht: eine fünfklappige Kapsel, die bei Berührung aufspringt und so die Samen verbreitet. Der Gemeine Bärenklau, die Wald-Engelwurz und der Giersch sind Doldengewächse, ihre vielen kleinen weißen Einzelblüten werden zu einem doldigen Blütenstand vereinigt. Die hohe Kohl-Kratzdistel ist ein typisches Element nährstoffreicher feuchter Wiesen, wir finden sie auch am Geilebach. Dichte Bestände werden von der Großen Brennessel gebildet, sie ist trotz des Namens nicht mit der Taubnessel verwandt, sie zeigt stickstoffreiche Bodenverhältnisse an. Schließlich seien von den blütenlosen Pflanzen der Frauenfarn, der Gemeine Wurmfarn und der Dornige Wurmfarn, die mit ihren schönen Blattrosetten sich deutlich von den Blütenpflanzen unterscheiden, erwähnt.
Natürlich spielen im Lebensraum des Auenwaldes Moose, Flechten, Pilze, Algen und Bakterien ebenfalls eine wichtige Rolle — hier sind Spezialisten zuständig. Es würde zu weit führen, in diesem Zusammenhang auch die große Zahl von Wirbellosen und Wirbeltieren, die im Bachauenwald ihren Lebensraum gefunden haben, aufzuführen. Hier bieten sich für den Naturfreund, vor allem aber auch für den Jugendlichen, Beobachtungsmöglichkeiten, die gerade heute wahrgenommen werden sollten. Nur durch genaue Kenntnis unserer so vielfältig strukturierten Lebensräume werden wir in die Lage versetzt, die notwendigen Maßnahmen für ihren Schutz in Angriff zu nehmen.
** zusammengestellt und bearbeitet von Per Busch **