Literatur über Harleshausen

Rezensionen aus dem Ossen
Siehe auch: Literatur über den Harleshäuser Habichtswald

Geschichtliches von Harleshausen

Wilhelm Führer war 24 Jahre Bürgermeister von Harleshausen und vollendete 1941 diese erste, 70 Seiten umfassende Chronik seines Heimatortes. Der Text wurde 2019 digitalisiert und danach auf Harleswald.de zugänglich gemacht.
„Kriegszeiten“ versammelt Auszüge seiner Chronik mit Berichten über Harleshausen im Dreißigjährigen und im Siebenjährigen Krieg, über einen erschlagenen Kroaten, die Pest, plündernde Würtemberger, die Schlacht bei Wilhelmstal und die Lebensgeschichte des Husaren Runki.

Harleshausen 1747 – 1936 – von Bauern, Spekulanten und aufmüpfigen Arbeitern

  Peter Wieden und Claus Feldner, 1987, 122 Seiten, Wartbergverlag.
Ein Blick auf Harleshausen aus sozial- und wirtschaftshistorischer Sicht: Das Buch dokumentiert den vielschichtigen Strukturwandel vom Bauerndorf zum Arbeiterwohnort, also von der ersten Beschreibung des Dorfes Harleshausen in dem Lager-, Stück- und Steuerbuch bis zur zwangsweisen Eingemeindung in 1936. Das ausgewertete, umfangreiche Quellenmaterial vermittelt detailierte Einblicke in das Leben der Harleshäuser.

Harleshausen – wie es früher war

Claus Feldner und Peter Wieden, 1984, Wartberg Verlag
„Bauerndorf, Arbeiterwohnsitzgemeinde und letztlich nobler Stadtteil von Kassel“, so haben die Autoren in ihrem Buch den Wandel in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten beschrieben.

Harleshausen – Sutter-Elf und Sulperknochen – Geschichten und Anekdoten

Claus Feldner, Herkules Verlag, 2005, 300 Bilder mit kurzen Texten.
Rezension im Ossen, Heft 168:

„Neuer Bildband von Harleshausen erschienen!
Im September 2005 hat der junge Herkules Verlag in Kassel-Harleshausen einen neuen Bildband über Harleshausen in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts herausgebracht. Hierfür hatte sein Verfasser und Herausgeber Klaus Feldner-selbst Harleshäuser – zu einer Sammlung alter Fotos aufgerufen. Die auf diese Weise zusammengekommenen Bilder – meist Privatfotos -sind mit Beschreibungen und Erklärungen versehen, sodass auch Neu-Harleshäuser sich zurechtfinden können. Die Fotos sind als Illustration zu kleinen Spaziergängen durch verschiedene Ortsteile von Harleshausen zusammengestellt und geben in eindrucksvoller Weise die damaligen Verhältnisse wieder, die heute schon fast in Vergessenheit geraten sind. Jedenfalls wird deutlich, wie sehr Harleshausen damals noch ländlich geprägt war und in welch bescheidenen Verhältnissen man gelebt hat.
Viele Fotos haben mittlerweile schon historische Bedeutung, weil manche abgebildeten Gebäude heute nicht mehr vorhanden oder zumindest stark verändert sind. Die Bauern fuhren damals noch mit eisenbereiften Pferdefuhrwerken und die Schulanfänger hatten Schiefertafeln mit Griffeln in ihren Ranzen, aus denen die Wischlappen am Band heraushingen. Da die meisten Aufnahmen seinerzeit aus persönlichem Interesse gemacht worden sind, findet sich auf ihnen eine Vielzahl Harleshäuser wieder, die damals als Kinder und Jugendliche fotografiert worden sind. Manche von ihnen leben schon nicht mehr, sodass die Bilder von ihnen alte Erinnerungen wecken. Ähnlich wird es bei den vielen Gruppenbildern aus Schule, Kirche, Sport, Vereinen etc. sein.
Die Wiedergabe der geschäftlichen Anzeigen, die in den Bildband eingestreut sind, zeigt die inzwischen verlorengegangene gewerbliche Vielfalt, die damals noch in Harleshausen vorhanden war.
Alles in allem bildet der vorliegende, gut aufgemachte Bildband einen treffenden Rückblick auf die Verhältnisse in Harleshausen vor 50 Jahren. Bei den alten Harleshäusern wird durch dieses Buch manche Erinnerung geweckt. Aber auch für die Neubürger dieses Kasseler Stadtteils wird das Buch Anlass sein, sich mit seiner Geschichte und Entwicklung vertraut zu machen. Jedenfalls ist der jetzt vorgelegte Band eine erfreuliche und gelungene Ergänzung zu den bereits erschienenen Bildbänden und Büchern über Harleshausen.(R. Baumbach)“

Mein junges Leben, 1908 – 1940, ein Kasseläner erzählt

Friedrich Pfleging, Wartbergverlag, 2003, 303 Seiten, gebunden, mit Schwarzweiß-Fotos.
Rezension im Ossen, Heft 160, 2003:

„Dieses mit einigen Fotos ausgestattete Buch trägt den Untertitel „Ein Kasseläner erzählt“. Genauer betrachtet ist es die Lebensgeschichte eines 1908 in Harleshausen, einem damals noch selbständigen Vorort Kassels, geborenen und dort aufgewachsenen Jungen. Er ist erst während seiner Schreinerlehre und der nachfolgenden Gesellenzeit über den dörflichen Horizont hinausgekommen und konnte sich in Kassel umsehen. Mit der Gründung seines eigenen Familienstandes verzog er 1932 nach Niederzwehren, wo er sich schließlich mit einem Kompagnon als Schreinermeister selbständig gemacht hat.
Die Beschreibungen und Berichte des Verfassers gewähren neben manchen persönlichen Erinnerungen einen guten Einblick in die Verhältnisse in Harleshausen zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Neben dem Lokalkolorit spiegelt sich das damalige Zeitgeschehen sehr gut wieder. Der Verfasser erzählt, wie bescheiden die Leute damals lebten, wie arbeitsam sie waren und auch sein mussten, um die Grundbedürfnisse ihres Lebens zu befriedigen. Deshalb wird das Buch nicht nur bei älteren Harleshäusern fast Vergessenes in Erinnerung rufen, sondern auch den jüngeren Generationen eine für sie heute kaum noch vorstellbare Lebensweise vor Augen führen. Dies war auch der Grund dafür, dass die Enkelkinder des Verfassers ihn gedrängt haben, seine Lebensgeschichte schriftlich zu verfassen.
Darüber hinaus bietet das Buch nicht nur ortsgeschichtliche, sondern auch gesellschafts-politische Einblicke in die damalige Zeit. Der Autor war nämlich zum einen angeregt durch seine Lehrer in der Volksschule Harleshausen bemüht, sein Schulwissen insbesondere auf literarischem Gebiet zu erweitern. Das führte ihn zu Laienspielgruppen. Zum anderen fand er Anschluss an die Sozialistische Arbeiter-Jugend, durch die er dann bei den Naturfreunden seine Heimat fand. Dadurch sind auch politische Aspekte, insbesondere was die Weimarer Zeit betrifft, in seinem Buch zu finden, die einen Rückblick auf die politischen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit geben.
Alles in allem bietet die Beschreibung des Lebenswegs des Verfassers von einem Harleshäuser Jungen zum Schreinermeister in Niederzwehren viel beachtens- und lesenswerten Stoff. So erfahren nicht nur Harleshäuser Bürger, wie es in ihrem damals noch selbständigen Ortsteil aussah, sondern auch gesellschaftspolitisch Interessierte finden manch Wissenswertes aus der Nordhessischen Region. Selbst Handwerker erfahren viel Interessantes über den beruflichen Werdegang eines Schreiners zum Handwerksmeister in der Zeit vor dem letzten Weltkrieg.
Insgesamt gesehen ist das Buch nicht nur ein Erinnerungsbericht für die Kinder und Enkelkinder des Verfassers, sondern auch ein Lesestoff für geschichtlich und politisch Interessierte aus unserer Region. Für Viele, die Abschnitte aus diesem Buch bereits im „Ossen“ oder anderen Veröffentlichungen gelesen haben, geht mit der Herausgabe dieser Lebenserinnerungen in Buchform ein wiederholt geäußerter Wunsch in Erfüllung. Deshalb könnte dieses Buch einen Platz auf dem weihnachtlichen Gabentisch finden. Dafür sei dem Verfasser und dem Verlag gedankt. (R. Baumbach)“

Jugend zwischen Kreuz und Hakenkreuz

Erich Wiegand – eine autobiographische Erzählung, Selbstverlag, broschürt.
Rezension im Ossen, Heft 153, 2002:

„Persönliche Lebenserinnerungen, wie sie der Verfasser darstellt, werden immer wieder gern gelesen, wenn es sich insbesondere um verhältnismäßig zeitnahe Berichte handelt. Hier sind sie zwar auf Anregung der Kinder des Verfassers geschrieben worden, die diese Zeit nicht miterlebt haben. Die Erzählung dürfte aber auch bei denjenigen Interesse wecken und Erinnerungen wachrufen, die sich noch an diese stürmische Zeit erinnern können.
Der Autor, 1929 in Harleshausen geboren und aufgewachsen, berichtet, wie er die Jahre von 1939 bis 1945 in seiner Heimatstadt Kassel erlebt hat. Mit Kriegsbeginn – 1939 als „Pimpf“ in die Hitlerjugend aufgenommen – ist er zunächst begeistert, bis kritisches Widerstandsdenken durch den Gemeindepfarrer auch die Konfirmanden nachdenklich macht, was bei dem Autor noch durch Einflüsse aus Verwandtschaft und befreundeten Familien verstärkt wird. Fesselnd und erschütternd sind die Berichte der beiden älteren Brüder, die als Soldaten in Rußland fallen, über ihre Kriegserlebnisse an der Front. Der Bombenkrieg mit dem Untergang der Stadt Kassel wird aus hautnahem Erleben beschrieben. Dazwischen fehlt nicht die Entwicklung zum Liebeserwachen, bis der Erzähler – am Schluß zur Wehrmacht gekommen – das Kriegsende an der Front an der Rasenallee erlebt und sich als „Deserteur auf Befehl“ aus dem Staube macht.
Da die berichteten Ereignisse nicht nur von einem Harleshäuser geschrieben worden sind, sondern sich auch in seiner Heimat abgespielt haben, gibt die Darstellung des Verfassers nicht nur ein interessantes Zeitkolorit, sondern leistet auch einen Beitrag zur Harleshäuser Geschichte.
Übrigens ist der in der Broschüre enthaltene Bericht von den letzten Kriegstagen in Harleshausen schon einmal im „Ossen“ abgedruckt worden.
Wie der Titel zeigt, beschränkt sich die Darstellung des Verfassers nicht nur auf die Wiedergabe historischer Ereignisse und Tatbestände, sondern läßt auch das Spannungsverhältnis erkennen, in dem die damalige Jugend lebte, sofern sie nicht gänzlich in der seinerzeit herrschenden Doktrin befangen war. So gesehen hat die Erzählung des Verfassers auch eine interessante psychologische Komponente. Dadurch bekommt der autobiographisch dargestellte Lebensabschnitt des Verfassers verschiedene Facetten und ist durchaus lesenswert. (R. B.)“

Harleshausen. Eine siedlungsgeschichtliche Studie

Wilhelm Baumbach, 1975, Selbstverlag, broschürt, 165 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und sechs historischen Karten.
Rezension im Ossen, Heft 46, 1975:

„Ein neues, bedeutendes Buch über Harleshausen
Wilhelm Baumbach genießt weit über Kassel hinaus Ansehen durch seinen Beruf als Rechtsanwalt und Notar. Wie intensiv der gebürtige Harleshäuser jahrzehntelang „nebenberuflich“ historische und sprachgeschichtliche Studien betrieb, ur- und frühgeschichtliche Funde aufspürte, wußte bis vor kurzem nur ein relativ kleiner Kreis von Fachgelehrten und Freunden. 1968 wurde er als Autor der Studie „Kassel — Ursprung in Urkunden und Legenden“ (Verlag Horst Hamecher, Kassel) bekannt, die überaus anregend wirkte und bei den Lokalhistorikern lebhafte Diskussionen entfachte. 1974 veröffentlichte Wilhelm Baumbach zwei historische Ortsbeschreibungen: „Kirchditmold 1746″ und „Harleshausen 1747; jetzt legt er seine bislang umfangreichste und sicher auch bedeutendste Publikation vor: eine siedlungsgeschichtliche Studie über Harleshausen, die zur Überprüfung vieler seither als gesichert geltender Forschungsergebnisse der lokalen und allgemeinen Geschichte zwingt.
Einleitend setzt sich Wilhelm Baumbach kurz mit den bisher erschienenen Publikationen über die Entstehung und Entwicklung des nordwestlichen Stadtteils von Kassel auseinander, teilt mit, daß sein Buch „keine Geschichte von Harleshausen darstellen“ soll und trägt dann ebenso knapp wie bündig das Fazit seiner Forschungen vor: Harleshausen, dessen Bewohner aufgrund einer Hasunger Urkunde aus 1074 im vergangenen Jahr das neunhundertjährige Bestehen des Ortes feierten, ist viel älter, es ist älter als Kirchditmold, älter als die sogenannten fränkischen Gründungen.
Um diese seine These zu beweisen, nutzt Wilhelm Baumbach die neuesten Ergebnisse der Sprachforschung zu sprachgeschichtlichen Vergleichen. Leser, die ein solches Unterfangen vorab skeptisch beurteilen oder eine allzu wissenschaftliche Darstellung befürchten, müssen die ersten dreißig Seiten dieses Buches lesen, die Lektüre zwei-, dreimal aufmerksamer wiederholen, dann sind sie von der eigentümlichen Spannung gefangen, die der Autor mit seiner konsequenten Untersuchung von Orts-und Flurnamen erzeugt. Denn er wertet zur Erklärung der Bach- und Flurnamen des Habichtswaldes und speziell der Harleshäuser Gemarkung nicht nur neununddreißig Sprachen (von altindischen, indogermanischen, altnordischen über illyrische, keltische und altpersische Begriffe bis hin zu kymrischen, litauischen oder griechischen, lateinischen und mittelhochdeutschen), sondern erläutert einzelne historische Kulturkreise und deren Riten oder Lebensgewohnheiten mit profundem Wissen. Dadurch gelingen ihm Erklärungen von bezwingender Logik, nach denen einige Historikergenerationen vergeblich abseits gesucht haben. So gesehen, greift Wilhelm Baumbach weit über den Titel seiner Publikation hinaus.
Wer sich in seinen ebenso anspruchsvollen wie allgemeinverständlich formulierten Text und die unkonventionelle Methode seines Aufhellens von früher schwer durchschaubaren Zusammenhängen eingelesen hat, wird verwundert fragen, warum die Fachgelehrten nicht schon früher auf die Idee gekommen sind, sich für die Untersuchung rätselhafter Funde etwa in Hügelgräbern — unter anderem auch des „Heidenküppels“ bei der Harleshäuser Firnskuppe — mit den Bestattungsriten zu beschäftigen, wie sie in den „Veden“ beschrieben sind.
Wilhelm Baumbachs Kenntnis der historischen, etymologischen und kulturkundlichen Literatur ist frappant. Daraus gibt er eine Fülle von Anregungen, mit denen die Wissenschaftler sich nun auseinandersetzen müssen. Sein Buch wird in Fachkreisen neue, heftige Diskussionen auslösen und — Widerspruch. Aber der wird nicht verhindern können, daß seine Thesen und Anregungen aufgegriffen werden müssen.
Wie schon gesagt, ist Wilhelm Baumbachs „siedlungsgeschichtliche Studie“ über Harleshausen aber außerdem ein Buch, das der allgemein kulturkundlich interessierte Laie erwerben und lesen sollte. Wer wissen will, wie Harleshausen entstanden ist, was der Ortsname bedeutet, wie alt die Flurnamen sind, wer sich über Losholzrechte oder die Einwohnerzahlen, Straßennamen informieren will — muß es besitzen. Es ist kulturkundlich so wertvoll, daß die leider nur kleine Auflage schnell vergriffen sein dürfte. (hho)“

Die Klinik, die Kur und die Königin

Albrecht Weisker, ISBN 978-3-7945-2898-1
Rezension im Ossen, Heft 195:

„In diesem Jahr feierte die vielen Kasselern, insbes. Harleshäusern ursprünglich noch unter dem Namen „Königin-Elena-Klinik“ bekannte Paracelsus-Elena-Klinik ihr 75-jähriges Bestehen, in dessen Berechnung allerdings die Zeit ihrer nachkriegsbedingten Schließung mit einbezogen worden ist.
Aus Anlass dieses Geburtstags ließ die Klinikleitung mit Unterstützung des Alleingesellschafters der Paracelsus Kliniken, wie es in dem Vorwort des Verfassers des hier vorzustellenden Buches heißt, das Bestehen der Klinik einer „kritischen historischen Aufarbeitung“ unterziehen, und konnte hierfür Herrn Albrecht Weisker gewinnen. Er hat diese Aufgabe in dem mit Quellenangaben, Sach- und Personenverzeichnis versehenen, 191 Seiten umfassenden, reich bebilderten Buch meisterhaft gelöst. Seine Lektüre ist deshalb nicht nur Heimatgeschichtlern zu empfehlen, sondern sie ist auch für Leser interessant, die etwas von der Geschichte des Dritten Reichs und der Entwicklung der Behandlung des Parkinson-syndroms erfahren wollen.
Die vorliegende Chronik beginnt mit der Darstellung der in den Jahren 1910/11 im Lückenrod in Harleshausen errichteten Villa des ehemals kaiserlichen Marineoffiziers Freiherrn Ernst von Strombeck. Er konnte für die Ausführung seines Plans den damals als Mitbegründer des Werkbunds sehr bekannten Baumeister Hermann Muthesius gewinnen, der damit ein für Kassel einmaliges Landhaus schuf (siehe Osse III/2007).
Der Leser erfährt weiter, wie und unter welchen Umständen der Zahnarzt, Heilpraktiker und Allgemeinmediziner Dr. Walther Völler das großzügige Anwesen des verstorbenen Freiherrn Ernst von Strombeck zu einem überaus günstigen Preis 1936/37 erwerben und darin die nach der damaligen italienischen Königin Elena benannte Klinik gründen konnte.
Von der Königin Elena, deren Tochter Prinzessin Mafalda mit dem in Kassel ansässigen Oberpräsidenten der Preußischen Provinz Hessen-Nassau Prinz Philipp von Hessen verheiratet und damals schwer erkrankt war, erhielt Dr. Völler anlässlich ihrer Behandlung den Impuls für die Bekämpfung der Encephalitis lethargica. Gegen diese seinerzeit europaweit – vermeintlich als Folge der Spanischen Grippe – aufgetretene Krankheit war bislang zumindest in Deutschland kein Medikament bekannt. In Italien wurde diese Krankheit mit der so genannten „bulgarischen Kur“, d.h. mit einer aus der Atropa-Belladonna-Wurzel gewonnenen Arznei behandelt. Wie diese Medizin auf dem Balkan entdeckt wurde und nach Italien kam, wird im Einzelnen beschrieben.
Für die klinikmäßige Behandlung der Encephalitispatienten eignete sich hervorragend das mit vielen Zimmern ausgestattete Strombecksche Haus. Hier richtete Dr. Völler mit Hilfe der von der Königin Elena vermittelten italienischen Ärzten und Pharmakologen seine Klinik ein, die er zu Ehren der Frau, die ihm hierzu nicht nur die Anregung gab, sondern ihn auch tatkräftig unterstützte, „Königin-Elena-Klinik“ nannte. Die Fortschritte in der Behandlung seiner Patienten veranlasste ihn schließlich, auch die Herstellung des Belladonnapräparats in Deutschland durch die Firma Lademann & Co., die seiner Klinik angeschlossen war, bis in das Jahr 1950 zu übernehmen.
Gut herausgearbeitet werden in dem vorliegenden Buch all die Bemühungen Dr. Völlers um die Gründung seiner Klinik, bei der ihm seine Beziehungen zur NSDAP zustatten kamen, deren Mitglied er seit 1933 war. Sie ermöglichten es ihm, Kontakte bis in die obersten Reihen der NS-Führungen zu knüpfen und insbes. Herrn Prof. Dr. Hans Reiter, den Leiter des Reichsgesundheitsamtes, für sich und seine Idee zu gewinnen und von dort die nötige Unterstützung zu erlangen. Kein Wunder, dass man, wie berichtet wird, die Erfolge der Königin-Elena-Klinik unter dem Gesichtspunkt eines guten Zusammenwirkens der damaligen Achsenmächte Deutschland-Italien propagierte und politisch mit dem Slogan „vom menschlichen Wrack zum brauchbaren Arbeitsgenossen“ ausschlachtete. In diesem Zusammenhang wird auch dargelegt, wie die Klinik aus dem Euthanasieprogramm des Dritten Reiches herausgehalten werden konnte.
Selbstverständlich werden der Klinikalltag, die Therapiemaßnahmen sowie die Bemühungen geschildert, in den Kriegsjahren durch landwirtschaftliche Nutzung der Ländereien des Lückenrods den Nahrungsbedarf der Klinik sicher zu stellen. Sehr interessant ist die Darstellung der Verhältnisse nach dem Bruch der Achse Deutschland-Italien im Sommer 1943, in deren Folge das italienische Königshaus in Misskredit geriet und der Oberpräsident Prinz Philipp von Hessen mit seiner Ehefrau getrennt voneinander in verschiedenen Konzentrationslagern landeten, wo Prinzessin Mafalda 1944 an den Folgen einer bei einem Luftangriff erlittenen Verletzung verstarb. Die politische Veränderung führte auch dazu, dass die damalige Königin-Elena-Straße blitzartig in Victor-Lutze-Straße umbenannt wurde (s. D’r Osse 11/12).
Einen breiten Raum nimmt die Darstellung des Entnazifizierungsverfahrens gegen Dr. Völler ein, dessen Klinik im Februar 1946 bis in den Herbst 1948 zu Gunsten des Kinderkrankenhauses der Stadt Kassel beschlagnahmt worden war.
Am 8.11.1948 konnte die Klinik unter ärztlicher Leitung von Dr. Walter Völler wieder eröffnet werden, die – wie der Verfasser der Chronik der Klinik schreibt -„zunächst noch im Gestern verwurzelt blieb“ und bei der ihr Förderer im Dritten Reich, Herr Prof. Dr. Hans Reiter, Anstellung fand.
Der plötzliche Tod von Dr. Walter Völler am 11.5.1954 traf die Klinik schwer. Jedoch konnte seine Witwe mit langjährigen Mitarbeitern und neuen Ärzten den Klinikbetrieb aufrecht erhalten, bis ihr Sohn Dr. Gert Völler 1965 nach Beendigung seiner Facharztausbildung die Klinikleitung übernahm. Er setzte das inzwischen neu aufgekommene Medikament L.-Dopa ein und erzielte unter Beibehaltung der schon von seinem Vater geforderten körperlichen Bewegung der Patienten Behandlungserfolge, über die im Zusammenhang mit der erforderlich gewordenen Erweiterung der Klinik eingehend berichtet wird.
Mit dem Tod von Dr. Gert Völler am 23.11.1978 im Alter von nur 49 Jahren und dem Verkauf der Klinik an den Paracelsus-Konzern beginnt dort der Wandlungsprozess zu einer neurologischen Spezialklinik verbunden mit einem modernen Klinikmanagement und der Einführung therapeutischer Neuerungen unter Professionalisierung und Spezialisierung auf die modernen Neurowissenschaften.
Dies alles wird im Einzelnen in der sehr spannend zu lesenden Chronik beschrieben, sodass ihre Lektüre wärmstens zu empfehlen ist. (R. Baumbach)“

Die Schlacht bei Wilhelmsthal, Der Siebenjährige Krieg in Nordhessen

Jürgen Nolte, ISBN 978-3-8313-2438-5
Rezension im Ossen, Heft 195:

„Das Geschehen um die Schlacht bei Wilhelmsthal gegen Ende des Siebenjährigen Krieges vor 250 Jahren hat den Wartbergverlag veranlasst, ein von Jürgen Nolte unter diesem Titel verfasstes Buch von 61 Seiten herauszubringen.
Damals kämpften jahrelang die mit England und Preußen verbündeten Truppen anderer Staaten – hierzu gehörten auch die des Landgrafen von Hessen – gegen die Franzosen und deren Verbündete. Um den 24.6.1762 stießen in einer für den Kriegsausgang entscheidenden Schlacht zwei Armeen mit über 120.000 Soldaten aufeinander, von denen über 3.000 Tote auf dem Schlachtfeld zurückblieben. Dabei soll nach der leider nur zum Teil abgedruckten Legende vom „Tambour von Wilhelmsthal“ dieser dazu beigetragen haben, dass sich das Kriegsglück zu Gunsten der Braunschweiger, der Verbündeten Preußens, wendete.
Aber nicht nur die Schlacht bei Wilhelmsthal ist das Thema des reich bebilderten Buchs, sondern vor allem der geschichtliche Hintergrund und das wechselvolle Geschehen des Siebenjährigen Krieges in Nordhessen allgemein und insbesondere in unserer Gegend. Kassel – damals noch als Festung ausgebaut – wurde seinerzeit mehrfach von Franzosen besetzt. Viel hatte die Bevölkerung unter den Repressalien der sich wiederholenden Besatzungen und Einquartierungen in Stadt und Land zu leiden. Nicht nur Geld wurde ihr abverlangt, sondern vor allem Naturalien wurden massenweise requiriert oder vernichtet mit der Folge von Hunger und Krankheit in der Bevölkerung.
Insoweit hatte auch Harleshausen unter dem damaligen Kriegsgeschehen zu leiden, was der Autor des Buches verständlicherweise nicht speziell erwähnen konnte. Dennoch geben seine Schilderungen den großen Rahmen für die von Wilhelm Führer in „Geschichtliches von Harleshausen“ geschilderten Vorfälle des Siebenjährigen Kriegs in dem damaligen Dorf vor den Toren Kassels, insbesondere die anrührende Geschichte von dem verwundeten Wachtmeister Runki aus dem v. Lucknerschen Regiment, der in Harleshausen gesundgepflegt wurde und schließlich hier ansässig geworden ist. Deshalb sollte das Buch auch bei einem an Harleshäuser Geschichte Interessierten nicht im Bücherregal fehlen. (R. Baumbach)“

… und morgens krähte der Hahn

Geschichten vom Lande – Nordhessen in Wirtschaftswunderzeiten
Rezension im Ossen, Heft 184:

„Gern erinnert sich die ältere Generation an frühere Zeiten, die sie noch erlebt hat und heute rückblickend idyllisch verbrämt sieht. Das gilt besonders für das Leben auf dem Lande – mag es auch sonst noch so arbeitsreich und einfach gewesen sein. Diese Gefühle sprechen Jochen A. Veeser und andere Autoren in dem Buch-Bändchen aus dem Herkules Verlag mit dem Titel „… und morgens krähte der Hahn“ an.
In den Geschichten sind die damaligen Lebensumstände in der Region Nordhessen recht plastisch und reich bebildert geschildert. Auf 86 Seiten werden viele Themen angesprochen, in denen die alten Verhältnisse aus der Nachkriegszeit beschrieben werden. Das beginnt mit dem Leben auf dem Land und den dortigen Bräuchen und Geflogenheiten, setzt sich mit Schilderungen der Tante-Emma-Lä-den und der Handwerksberufe bis zu dem Wiederaufbau der Nachkriegsindustrie fort. Man erfährt sogar, wann Zara Leander ihren Auftritt in Großenritte hatte. Besonders interessant sind die Schilderungen des vielen Harleshäusern bekannten Heiner Range aus seiner Kindheit auf dem elterlichen Bauernhof.
Reich bebildert ist das Büchlein durchaus ein schönes Geschenk für Jung und Alt… (R. Baumbach)“

Neue Märchen aus Nordhessen – Der Schatz im Silbersee … und weitere geheimnisvolle Geschichten aus der Region.

Peter Rausch, Herkules Verlag, 80 Seiten, gebunden, EUR 11,80, ISBN 3-937924-00-0
Auszug aus der Pressemitteilung zur Neuerscheinung:

„Geht es um Märchen in Nordhessen, denken viele Menschen sofort an Dorothea Viehmann und die Brüder Grimm. Peter Rausch hat sich nun getraut, trotz dieser prominenten Konkurrenz, ein Märchenbuch zusammenzustellen, welches den Leserinnen und Lesern ein Gefühl der Beteiligung vermittelt. Spannend und fantasievoll erzählt der Autor Geschichten, die sozusagen vor der eigenen Haustür spielen. Und als Harleshäuser Autor spielt natürlich die Gegend um Harleshausen herum (Daspel, Firnskuppe …) eine wichtige Rolle in seinen Märchen.
Märchen spielen oft in geheimnisvollen Wäldern und so sind die Orte des Geschehens natürlich auch in Peter Rauschs Märchenbuch die Wälder unserer Region, so zum Beispiel der Habichtswald, der Reinhardswald oder der Kaufunger Wald.
Peter Rausch erzählt aber auch von den Abenteuern eines kleinen Osterhasen in einem Ort, vermutlich irgendwo hinter dem Herkules. Hasenhausen heißt der Ort im Märchen. Sollte es die Osterhasen-Werkstatt in Hasenhausen wirklich einmal gegeben haben? Und hieß der Ort tatsächlich Hasenhausen? Der Fantasie sind jedenfalls keine Grenzen gesetzt.
Am Meißner wird von den Männern im Dorf Hausen eine Hexe vertrieben. Am Silberborn hat der arme Hans unerwartetes Glück und verspielt es wieder. An der Sababurg können wir Wuffi das Wildschwein kennen lernen und in der Nähe der Firnskuppe bei Harleshausen treibt Fürst Kuno mit den armen Bauern der Gegend sein Unwesen.“

miteinander vereinigt – Zur Geschichte der Kasseler Eingemeindungen

Frank-Roland Klaube, Wartberg Verlag, ISBN 3-8313-1681-3
Rezension im Ossen, Heft 171:

„So lautet der Titel des kürzlich im Wartberg Verlag erschienenen Buchs. Frank-Roland Klaube, der Archivar der Stadt Kassel, hat darin reich bebildert die Geschichte der Eingemeindung der ehemaligen Vororte Kassels dargestellt.
Der Buchtitel erweckt den Eindruck, als hätten sich Gemeinden zusammengeschlossen, die – wenn sie sich auch nicht gerade mochten – doch als Gleichberechtigte ihre Probleme und Aufgaben gemeinsam zu lösen suchten. Davon kann aber schon allein nach der Bedeutung des Wortes Eingemeindung nicht ausgegangen werden, vor allem nicht bei den Eingemeindungen im Jahr 1906 und erst recht nicht bei den Eingemeindungen im Jahr 1936.
Umso interessanter ist die Darstellung der Eingemeindung Wehlheidens im Jahr 1898. Darin wird berichtet, dass die Bestrebungen und die Erkenntnis der Notwendigkeit, eine Eingemeindung zu vollziehen, noch von beiden Partnern ausgegangen und entsprechende Verhandlungen unter Gleichberechtigten geführt worden sind.
Bei der Behandlung der Eingemeindungen von Bettenhausen, Kirchditmold, Rothenditmold und Wahlershausen im Jahr 1906 wird dagegen bereits deutlich, dass die Stadt Kassel unter Ausnutzung ihrer stärkeren Position nur gewillt war, die Probleme der schon zu verstädtern beginnenden Dörfer, insbesondere was deren Kanalisation betrifft, im Wege der Eingemeindung zu lösen, sodass sich diese Gemeinden mehr oder weniger der Stärkeren unterwerfen mussten.
Wenngleich die Eingemeindung der Guts- und Domänenbezirke nur kurz abgehandelt wird, führt der Autor aus, dass sie der Stadt Kassel einerseits im Fall der Domäne Fasanenhof etwas gekostet hat, während ihr andererseits bei den Gutsbezirken Kragenhof, Wilhelmshöhe u.a. eine hoheitliche Verwaltungsreform zugute kam.
Deutlich hebt der Autor in seiner Darstellung hervor, dass das Thema der Eingemeindung und seiner Befürwortung in Kassel während demokratischer Zeit auch durch das parteipolitische Kalkül bestimmt war und wegen des befürchteten Mehrheitsverlusts der regierenden Parteien nicht angerührt wurde. Erst nach Konsolidierung des Dritten Reichs und seiner Ideologie schaffte es die Stadt Kassel 1936, sich die angrenzenden restlichen Dörfer im Kasseler Becken – allerdings, wie richtig dargestellt wird, nach vorherigen Gebietsabtretungen an die verbleibenden selbständigen Randgemeinden – einzuverleiben. Dabei wird deutlich gemacht, dass die Interessen der letztlich ungefragt gebliebenen eingemeindeten Dörfer völlig in den Hintergrund treten mussten und die Eingemeindung für diese von den maßgeblichen Funktionären nur als eine Wohltat beschrieben wurde, die den einzugemeindenden Ortschaften gewissermaßen in den Schoß falle.
Alles in allem gibt das Buch dem Leser auf 47 Seiten einen kurzen abgerundeten Überblick über die Eingemeindungen nach Kassel während der letzten beiden Jahrhunderte und bietet eine bis dahin nicht vorhandene Zusammenstellung des Eingemeindungsgeschehens und seiner Hintergründe. (Rolf Baumbach)“

** zusammengestellt von Per Busch, veröffentlicht im Juni 2021 **