Zwei unglücklich Verliebte, ein mysteriöser Schacht auf einem Berg im Wald, eine Tragödie, zwei Helden…
Im „Amtlichen Hessischen Kalender von 1881“ hat der Kirchditmolder Pfarrer Schirmer eine rührende Sage aufgezeichnet. Ob sich die tragische Liebesgeschichte wirklich so zugetragen hat, ist fraglich, aber 1821 ist auf der Firnskuppe im nordöstlichen Habichtswald tatsächlich ein Schäfer nach einem Sturz in den geheimnisumwitterten Schacht gestorben, wie ein Zeitungsartikel und das Heckershäuser Kirchenbuch belegen. Wahrscheinlich entstand die folgende Geschichte zwar erst danach, aber vielleicht ist sie auch schon älter und inspirierte den unglücklichen Schäfer zu seinem Tun.
Marie-Sophie und der Schäfermartin
eine Sage von der Firnskuppe — nacherzählt von Fritz Follmann
Vor etwa 250 Jahren lebte in Heckershausen der Bauer Jörg, ein reicher Mann auf einem großen Hofe. Der hatte ein einziges, sehr schönes Töchterlein namens Marie-Sophie. Das Mädchen wurde natürlich von vielen Freiern umschwärmt, aber es hielt sich sehr zurück. Denn es befürchtete, daß die jungen Männer sich mehr um sie bewarben, weil sie die einzige Erbin eines der reichsten Anwesen der Umgebung war. Auch der Vater Jörg hätte keinen der bisher erschienenen Freier als Schwiegersohn haben mögen: keiner von ihnen war ihm reich genug. Denn er vermeinte, daß doppelter oder noch größerer Reichtum für seinen Liebling gerade das Richtige wäre.
Ein junger Mann lebte damals in Heckershausen, auf den der Bauer Jörg große Stücke hielt — jedoch nicht in dem Sinne, daß er ihn sich zum Schwiegersohn gewünscht hätte. Das war der Schäfermartin, ein armer Bursche, der nur das hatte, was ihm das Hüten der großen Schafherde einbrachte. Dazu aber besaß er ein bescheidenes, freundliches Wesen, praktischen Sinn und Geschick. Dadurch war er den Bauern im Hause wie auf dem Felde unentbehrlich, und sie behandelten ihn so, als gehöre er mit zur Familie.
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