(Copyright Ekkehart Bippig, 2006, Autor)
Selbstverständlich , so denkt man heute, können Familien Kaffee kochen. Gibt es doch die diversesten Maschinen oder Filtersysteme um das köstliche Getränk zuzubereiten. Auch mangelt es nicht an Kaffeesorten und Vorschlägen für eine genussvolle Geschmacksverfeinerung. In coffee shops bedarf es schon eines gewissen Sachverstandes, um aus der Karte für „heiße Getränke“ die individuelle Auswahl zu treffen.
Vor 50 oder 100 Jahren kam dem Satz aber eine ganz andere Bedeutung zu. In einem Restaurationsbetrieb, der das Schild „Familien können Kaffee kochen“ am Eingang ausgehängt hatte, konnten Familien ein Tütchen mit gemahlenem Malz- oder Bohnenkaffeepulver abgeben, das obendrein noch mit dem Namen des Gastes beschriftet war, damit wollte man gewährleisten, seinen eigenen Kaffee zu trinken und keinen „Familienverschnitt“. In der Gastwirtschaftsküche wurde dann das Pulver mit kochendem Wasser aufgebrüht und in großen Kannen zu den Gästen gebracht. Dabei war es wichtig, dass die beschriftete Tüte zwecks Identifizierung aus dem Ausgießer der Kanne herausschaute. Für den Service wurden den Gästen 10 Pfennige in Rechnung gestellt. In den Jahren der Weltwirtschaftskrise änderten sich die Beträge jedoch oftmals täglich. Bei diesen Preisen mussten die Gastwirte ihren Verdienst durch Kuchenverkauf und den Ausschank von Bier und Spirituosen unbedingt aufbessern.
Das „Jägerhaus“ an der Rasenallee war seinerzeit ein bekanntes und beliebtes Ausflugslokal. Man erreichte es zu Fuß von Harleshausen aus oder nach einer Wanderung von der Hessenschanze, der Endhaltestelle der Straßenbahn. Erst in den Dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann auch der motorisierte Ausflugsverkehr eine Rolle zu spielen. Weiterlesen „„Familien können Kaffee kochen““